Verletzter Stolz…

… ist nicht unbedingt was tolles. Vor allen Dingen, wenn man bei einem Thema gepackt wird, wo man weiß, dass man recht haben sollte.

Das wird jetzt etwas länger. Wer den Mut hat weiterzulesen, klickt einfach auf „weiterlesen“.

Ich muss hier mal etwas Dampf ablassen! Worum gehts überhaupt?
Um den Grafikdesign Unterricht an der FH Niederrhein. Wir haben da einen echt klasse Dozenten namens Klefisch. Der Junge gibt immer sehr produktive Kritiken…bei dem lernt man was, würde ich sagen. Jedenfalls begreift man die Dinge, die man ändern sollte oder falsch gemacht hat. Wie gesagt, ein super Dozent, der einen kritisieren kann, ohne dass man sich persönlich verletzt fühlt und das gelingt nicht jeder lehrenden Person an unserer FH.
Ist irgendwem aufgefallen, dass ich echt oft „man“ benutze….egal…

So ist zum Beispiel eins unserer aktuellen Themen, die Umsetzung des allbekannten grimmschen Märchens „Hänsel und Gretel“ für Erwachsene. Das heißt nicht unbedingt Pornografie oder Gewalt darzustellen, das ganze ist mehr auf den Inhalt bezogen. Ich persönlich habe mich dafür entschieden, die Geschichte umzuschreiben, nur noch die Kernelemente zu behalten und das Ganze danach in ein „Spongebob“ ähnliches Szenario zu packen.
Heißt: Mein Comic-Stil in einem Werk eingebettet, dass sowohl junge Menschen begeistern kann und trotzdem Dinge enthält, die nur Erwachsene kapieren.

Lange Rede kurzer Sinn: Mein Stolz wurde verletzt und zwar nicht durch angebrachte Kritik, die natürlich auch dabei war, sondern durch ein kleines Wort: Stil, engl: Style, diction, phrasing!
Der Klefisch meinte, ich sei zu jung um einen Stil zu haben, bzw. ich wäre so jung, dass ich noch keinen hätte entwickeln können. Er selber behauptet von sich, er hätte noch keinen eigenen Stil entwickelt.

ARGHHH. Der Stich mitten ins Herz eines Menschen, der nicht gut im Argumentieren ist, wenn er nicht lange darüber nachgedacht hat. Mir fallen die besten Sachen immer ein, wenn das Streitgespräch schon vorbei ist. Ich denke von mir, dass ich jemand bin, der Kritik gut vertragen kann und von ihr lernt, wenn ich sie einmal geschluckt habe.
Ich zeichne so lange wie ich nur zurück denken kann. Wahrscheinlich habe ich schon im Bauch meiner Mutter gezeichnet ;-). Ich habe gezeichnet, bevor ich lesen konnte. Am Anfang waren es nur Disney Figuren, dann kam eigenes dazwischen. Aber im Prinzip kann man sagen, dass ich schon seit fast 20 Jahren versuche, richtig zu zeichnen. Ich bin 23 ^^. Auf jeden Fall habe ich mich in den fast 20 Jahren sehr weiterentwickelt und der anfängliche Disney Comic Stil ist einem eigenen Strich gewichen, der natürlich immer noch große Ähnlichkeit mit Micky, Donald und Co hat. Aber das ist meiner Meinung nach auch nicht schlimm, ich hab‘ ja auch nicht das Zeichnen erfunden.
Seit mehreren Jahren verändert sich mein „Stil“, den viele als eine Art Mischung aus Disney und Mangas beschreiben, nun nicht mehr, obwohl ich noch viel zeichne. Klar, etwas Veränderung ist IMMER dabei, man entwickelt sich immer weiter, aber der Grundstrich bleibt gleich. Das ist wie bei der eigenen Handschrift.

Bis heute habe ich nur skizziert, heißt: Blätter mit lustigen Figuren gefüllt. Der einzige Comic, der als Geschichte von mir existiert, ruht in der Vergangenheit, in einer Stufenzeitung namens „Gulli“. Ich habe mehr Spass an einzelnen Bildern und selten die Geduld eine ganze Story auf Blatt festzuhalten. Genau das wollte ich mit dem Grafikdesign Projekt mal ausprobieren. Verständlicherweise habe ich in der Hinsicht noch viel zu lernen, aber ich war doch sehr verletzt und entsetzt, als mein Zeichenstil im eigentlichen Sinne in Frage gestellt wurde, obwohl ich einfach nur mal was in der Art umsetzen wollte und kein Bedürfnis hatte gleich meinen kompletten Strich zu ändern für so eine Arbeit. Das war doch der Sinn des Ganzen. Mein Strich, meine Geschichte.

Der Dozent hat mir dann vorgeschlagen, wenn ich das Zeichnen schon beherrsche und ungern coloriere, wie ich vorher versucht hatte verzweifelt auszudrücken, als es dann zur Colorierung kam, die ich eigentlich nachher machen wollte….öhhhh…ich hab‘ den Faden verloren.
Ach ja…er meinte, ich sollte dann mal den Zeichenstift ganz weglassen und nur mit Farben Arbeiten. Wäre legitim, wenn das mein Ziel gewesen wäre. Würde mich bestimmt ’nen ganzes Stpck weiterbringen. Aber was ist daran verkehrt, erst mal das zu versuchen, was man von Anfang an wollte. Ich hasse Wasserfarben, ich mag keine Buntstifte, was man auch an meinen Zeichnungen für den Zeichenkurs sieht.

Ziel des Kurses war doch seit Kursbeginn, dass man Dinge anfertigt, die einem Spass bringen und bei denen man sich persönlich weiterentwickelt. DIESER Stil macht mir Spass, dieser Strich ist meine Welt und genau das, was ich seit 20 Jahren versuche zu entwickeln. Mit meinem Strich zu brechen, hieße meine ganze vorherige Arbeit zu verraten….

Ähm ja, ich komme mal wieder komplett vom Thema ab. Zuletzt will ich einfach festhalten. Der Klefisch und ich haben scheinbar andere Vorstellungen, was das Thema Stil angeht, aber ich habe mich doch schon sehr vor den Kopf gestossen gefühlt bei so einem Kommentar. Verletzter Stolz ist was ganz übles ^^.
Ich weiß, dass er mir nur weiterhelfen will und dass das alles nicht persönlich gemeint war,er mir auch nix böses will, aber wenn Komilitonen von mir mit einem Brett voller Löcher da ankommen können, kann ich doch auch meinen eigenen braven Disney Manga Comic Stil weiterbenutzen und mal was ganze klasisches machen.
PS: Ich habe einen eigenen wiedererkennbaren Strich und Stil und keiner kann mir was anderes erzählen ^^. UND: Ich finde, ich brauch‘ nicht abstrakt zu sein, um Individualität zu erhalten, das versuchen schon zu viele andere Leute.

So, das war genug für heute. Danke fürs Zuhören an alle, die bis hier durchgehalten haben 😉